Online Visualisieren: 5 Fragen an die Moderation

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Kerstin Wehner beantwortet Fragen zum online Visualisieren.

Das smidig-Team arbeitet im Moment natürlich viel remote. In dieser Reihe stellen wir euch besondere Formate vor, die wir in den letzten Wochen begleitet haben. Unsere Projektpartnerin Kerstin hat in den letzte Wochen viele Meetings online visualisiert – einmal sogar im Nachhinein mithilfe einer Tonaufnahme…

Worum geht es beim Online Visualisieren genau?

Beim Online Visualisieren geht es darum, Ideen und Gedanken auf Papier zu bringen, zum Beispiel während eines Gesprächs oder einer Diskussion. Dabei fange ich die Dynamik ein, die aus dem Moment und der sozialen Interaktion entsteht. Denn Bilder sagen ja nicht nur mehr als tausend Worte, sie regen ja auch gleichzeitig zu tausend neuen Worten an. Und das ist im Austausch auf solchen Veranstaltungen immer wieder gut zu spüren.

In letzter Zeit visualisiere ich häufig auf Online-Veranstaltungen. Ein besonderer Auftrag war auch die nachträgliche Visualisierung nur aus der Ton-Konserve. Also quasi etwas bereits Konserviertes nachträglich visuell nutzbar machen.

Was war die größte Herausforderung beim Online Visualisieren?

Allein zu visualisieren und alle anderen nur über den Bildschirm oder gar nur auf der Ton zu erleben, reduziert die Kommunikationsebenen ungewohnt. Sich sehen – erkennen und wahrnehmen – wird noch wichtiger, wenn es fehlt. Dadurch springt im Kopf eine viel größere Phantasie an, wie es denn gewesen sein könnte. Die will gut im Zaum gehalten werden. Damit wirklich nur die Ideen der Gruppe in der Visualisierung landen.

Auch die technische Komponente nimmt einen großen Teil in Anspruch. Allein, mich selbst in Remote Sessions mit auf dem Bildschirm zu sehen, beansprucht einen Teil meiner Aufmerksamkeit. Ich bin deswegen dazu übergegangen, mein eigenes Video auszublenden.

Die Energien, die auf Papier und iPad landen, sind nicht so durchdringend wie bei Live-Veranstaltungen. Dafür erlebe ich eine höhere Präsenz und Disziplin der Gäste, so dass Dinge klar formuliert und erfasst werden können. Unsere Workshops haben eine hohe Remote-Disziplin. Die Themen fließen gut strukturiert. Und Struktur erlebe ich als eine neue Sehnsucht bei vielen.

Was war das Feedback der Teilnehmenden?

Alle empfinden es als Hilfe und Orientierung, auch im Nachhinein. Das hat mich sehr gefreut. Themenbereiche, die intensiv waren, sind trotz eingeschränkter Kommunikationsebenen nachhaltig sichtbar geworden. Für mich ist klar geworden, dass auch allein durch Hören die Dynamik zwischen den Zeilen noch erlebbar bleibt. Gerade, wenn man online unterwegs ist und alle verstreut sitzen, kann die Visualisierung als verbindendes Element wirken. Besser als ein Protokoll, aber mindestens als Ergänzung dazu.

Worauf bist Du besonders stolz?

Dass ich auch im Nachhinein ein Momentum kreieren kann, das Orientierung gibt. Ohne die physische Präsenz sind Orientierung und ein sicherer Raum für Ideen noch fundamentaler geworden. Das kann ich sehr gut mit Bildern bieten. Und ich konnte ein weiteres Experiment im Visualisieren erfolgreich ausprobieren.

Welche Tipps hast Du für jemanden, der auch online visualisieren  will?

Eine gute technische Ausstattung hilft ungemein. Ich arbeite mit iPad und am Liebsten mit ProCreate und dem Apple Pencil. Ein Backup aus Papier und Stift sind für Remote Sessions empfehlenswert.

Beim Visualisieren aus der Ton-Konserve hilft mir ein ruhiger, kreativer Raum in dem ich ungestört arbeiten kann. Am Besten mit Kopfhörern. Und ich brauche einen größeren Zeitrahmen als beim Live-Visualisieren, denn um die Dynamik hinter der Tonspur zu erwischen, lohnt es sich doch, mehrmals hin zu hören.

Kerstin Wehner hat 2020 als Beraterin im Team von smidig mitgearbeitet. Sie ist Mitautorin von „Daily Play. Agile Spiele für Coaches und Scrum Master.“