Freewriting ist eine Kreativitätstechnik. Sie bietet in anspruchsvollen Situationen – Konflikten, Entscheidungen, viel los – eine Möglichkeit, die eigene Sicht kurz zu reflektieren. Dazu brauchst Du ein Blatt Papier, einen Stift und zehn Minuten Zeit. Stell Dir einen Timer und schreibe zehn Minuten lang auf, was Dir durch den Kopf geht. Ohne abzusetzen, ohne lange nachzudenken, einfach schreiben. Freie Assoziationen, lose Verbindungen, verschiedene Aspekte, die Dir an der Situation wichtig erscheinen.
Wenn Dir nichts einfällt, schreibe trotzdem weiter – etwa so: Draußen scheint die Sonne, gleich ist Mittag, huch, ich habe ja Hunger, da bellt ein Hund, und jetzt weiter zum Thema… Deine Gedanke werden so sichtbar und nachlesbar. Eine gute Voraussetzung, um sie mit anderen zu teilen. Das funktioniert übrigens auch im Team. Erst schreiben, dann gegenseitig aus den Notizen vorlesen und gemeinsam Schlüsse ziehen.
Freewriting zum Reflektieren einsetzen
Wir haben das Freewriting jüngst in unserem Forum »Tech-Teams führen« eingesetzt. Dabei waren alle eingeladen zehn Minuten lang schreibend eine dieser drei Fragen für sich zu beantworten:
- Wie können Unternehmen und Wissensarbeiter:innen einander finden und sich gemeinsam weiterentwickeln?
- Welche Rolle spielt gute Führungsarbeit dabei?
- Wie können Führung und HR-Tech sich optimal gegenseitig unterstützen?
Danach wurden die Texte zu zweit oder zu dritt einander vorgelesen, verglichen, ergänzt, diskutiert. Und im Anschluss die Erkenntnisse in der großen Gruppe zusammengetragen.
So wirkt Freewriting
Durch das Freewriting sortieren sich die eigenen Gedanken. Zusammenhänge werden erst sich selbst und dann aus dem Dialog heraus auch anderen klarer. Es fällt leichter bei einem Gedanken zu bleiben und vielleicht auch bestimmten Gedanken treu zu bleiben, sie nicht aus den Augen zu verlieren, wenn eine Diskussion Fahrt auf nimmt.
Freewriting im Projekt
Freewriting lässt sich an vielen Stellen im Projektgeschäft einsetzen. Hier sind ein paar Anregungen:
- Als tägliches Tagebuch: Was denke ich in meiner Rolle als Führungskraft / Entwickler:in / Product Owner:in /… heute über meine Arbeit?
- In einem Scrum-Projekt als Einstieg in Review oder Retrospektive: Wie zufrieden bin ich nach diesem Sprint mit unserer Produkt / unserer Zusammenarbeit?
- Als Vorbereitung auf eine anspruchsvolle Planungsrunde: Woran müssen wir denken?
- In der Entscheidungsfindung: Was denke ich über diese Entscheidung?
- Als Abschluss nach einem Workshop oder Training: Was nehme ich mit in die Praxis? Worüber will ich meinen Kolleg:innen, die nicht hier waren erzählen?
Die Methode wurde u.a. von dem Kreativitätsforscher Professor Lutz von Werder beschrieben. Ihre vielschichtige Bedeutung kannst Du zum Beispiel hier nachlesen: Werder, L. v. (2003). Die Philosophie des philosophischen Cafés: Themenschwerpunkt: Lebenskunst. Journal für Psychologie, 11(3), 288-304.