Collective Story Harvest: Gemeinam Ergebnisse aus einem Gespräch ernten

|

|

,

Die Collective Story Harvest ist ein angeleitetes Gespräch zwischen einzelnen Personen und einer großen Gruppe. Sie dient dazu, die verschiedenen Aspekte in einem Gespräch wahrzunehmen und gemeinsam zu reflektieren, was sie für die Gruppe bedeuten.

Dazu gibt eine Person oder eine Gruppe von 3 – 5 Personen einen persönlichen Input zum Thema, am besten in Form einer Geschichte. Die Zuhörenden achten auf verschiedene, vorher festgelegte Aspekte des Vortrags und werten das Gehörte dann anhand dieser Aspekte zunächst in kleinen Gruppen aus. Dann werden Fragen und Feedback zurück an die Person oder Personengruppe zurück gespielt, die ihre Geschichte geteilt hat.

Collective Story Harvest statt Vortrag „von vorn“

Die Collective Story Harvest eignet sich als Alternative zu Vorträgen „von vorn“, insbesondere dann, wenn es wichtig ist, dass die vorgetragenen Ideen von den Zuhörenden auch wirklich aufgenommen und weiter gedacht werden können.

Sie ist ein sehr lebendiges und interaktives Format für eine größere Gruppe und vielseitig einsetzbar. Ich habe sie vor vielen Jahren durch meinen Kollegen Markus Wittwer kennengelernt. Bei der Vorbereitung eigener Veranstaltungen nutze ich gern die Anleitungen von Amanda Fenton auf der Webseite von Art of Hosting.

In diesem Text teile ich Erfahrungen aus zwei sehr unterschiedlichen Kontexten: eine Collective Story Harvest in einer Kirche und eine auf einer Führungskräfte-Tagung

Beispiel 1: Collective Harvest nach einem Gottesdienst

Das erste Beispiel stammt auf dem Non-Profit-Umfeld. Diesen Handzettel haben die Besucher:innen zur Begrüßung mit ihrem Gesangsbuch bekommen. Er beschreibt den Ablauf einer Collective Story Harvest, hier Gesprächsernte genannt, für eine diverse Gruppe, wie sie häufig im Gottesdienst anzutreffen ist:

Handzettel Collective Story Harvest

Der weitere Ablauf war sehr einfach gehalten: Nach einer kurzen Pause wurde im Anschluss an den Gottesdienst gemeinsam über die Predigt gesprochen.

Beispiel 2: Collective Story Harvest auf einer Führungskräfte-Tagung

Das zweite ausführlichere Beispiel stammt von einer Führungskräfte-Tagung, die ich vor einiger Zeit moderiert habe. Teilgenommen haben etwa 100 Personen aus einem Unternehmensbereich. Ziel war, die neue Bereichsstrategie kennenzulernen und in Initiativen zu übersetzen. Die Collective Story Harvest wurde hier als Inspiration vor ein Bar Camp gesetzt. Die fünf Führungskräfte, die an der Strategie mitgearbeitet haben, hatten sich auf das Geschichtenerzählen vorbereitet.

Die Teilnehmer:innen waren mit dieser besonderen Tagung übrigens rundum zufrieden. Besonders gelobt wurden die Offenheit, die guten Gespräche, die Vernetzung, die vielen Diskussionen und dass soviel Expertise zusammenfliessen konnte! Und gab es negatives Feedback? Ja… es gab nicht genug von einen sehr leckeren Schokoladenkuchen am Kaffeebuffet. *zwinker*

Wann empfehle ich eine Collective Story Harvest?

Ich empfehle eine Collective Story Harvest gern, wenn in einer Veranstaltung viel Neues zu verarbeiten ist oder auch auch viele verschiedene Facetten eines Themas gehört und gemeinsam verarbeitet werden müssen. Die Gruppe sollte nicht kleiner als 15 Personen sein und nicht deutlich größer als 100.

Ich habe das Format auch schon sehr erfolgreich in Situationen mit nur einer Person im Zentrum eingesetzt, z.B. dem Vorstandsvorsitzenden eines Großunternehmens und 60 Expertinnen aus dem Haus zum Einstieg in die neue Digitalstrategie. In so einem Setting überwindet das Format sehr schnell die (hierarchische) Distanz zwischen Sprecher:in und Gästen und ermöglicht echten Dialog und durchdachte Rückmeldungen zum Vortrag. Der Vortrag war hier tatsächlich zunächst eine typische Strategiepräsentation. Das Geschichtenerzählen hat sich dann aber aus dem Prozess heraus schnell eingestellt und wurde von den Zuhörenden aufgegriffen und weitergeführt.