Dina Sierralta schreibt über das Arbeiten im Home Office.
Nicht erst seit der Ausbreitung des Corona Virus, ist Arbeiten im Home Office ein viel diskutiertes Thema. Allerdings trägt die aktuelle Situation und die damit verbundene Experimentierfreude dazu bei, dass ihr vielleicht früher als gedacht die Chance bekommt, im Home Office zu arbeiten. Aus der Begleitung vieler Menschen zu flexiblen Arbeitsformen wie dem Coworking und eigener Erfahrung habe ich viel darüber gelernt. Damit ihr zufrieden und produktiv im Home Office arbeiten könnt, hier meine 5 Tipps.
Arbeit ist eine Tätigkeit
Ihr habt doch bestimmt auch schon gesagt „Ich gehe jetzt zur Arbeit.“ Damit ist meist ein Ort gemeint an dem wir unsere Arbeit verrichten. Und in vielen Unternehmen ist damit auch ein ganz bestimmter Ort an einem ganz bestimmten Schreibtisch gemeint.
Fragt euch daher, welche Tätigkeiten sind es, die eure Arbeit ausmachen? Und könnt ihr alle diese Tätigkeiten gleich gut von zu Hause erledigen? Vielleicht gibt es Dinge, die ihr viel besser zu Hause erledigt bekommt, weil ihr dort weniger Arbeitsunterbrechungen habt. Und manche Dinge werden eventuell schwerer, weil ihr doch ein bestimmtes Bürogerät für diese Tätigkeit nutzt wie einen Drucker, Scanner etc. die ihr nicht zu Hause habt oder in einer anderen Qualität.
Wenn ihr von zu Hause arbeitet, habt ihr meist auch Orte zur Verfügung, die sich von eurem Büro unterscheiden. Ja, ich meine tatsächlich das Bett, das Sofa und den Garten. Testet aus, ob ihr dort genau so gut arbeiten könnt. Oder schlechter? Oder besser? Ich habe über mich gelernt, dass ich Arbeiten am Laptop am besten auf einem Stuhl an einem Tisch sitzend erledigt bekomme.
Im Coworking Space hatte ich eine Kollegin, die immer zum Hausarbeiten korrigieren kam. Sie hatte mit der Zeit herausgefunden, dass diese Arbeit im Space viel einfacher war als im Home Office. So tauchte sie gut gelaunt mit einem riesigen Stapel Hausarbeiten auf, hat sich einen Tee gemacht und sich vergnügt an die Arbeit gesetzt, da sie wusste, dass es nun ganz flott von der Hand gehen wird.
Fühl Dich unbeobachtet und lerne
Zu Hause hat man meist keine Menschen, die einen beim Arbeiten beobachten. Was macht ihr dort anders als im Büro? Was lernt ihr daraus für eure Arbeit? Wenn ich im Home Office arbeite, stehe ich zum Beispiel viel schneller auf, wenn ich das Gefühl habe, dass ich gedanklich feststecke. Ich gehe dann in die Küche oder bei gutem Wetter kurz auf den Balkon. In unserem Büro mache ich das viel seltener. Ich habe dadurch gelernt, dass ich bei für mich kniffeligen Themen nicht nur im übertragenen Sinne in Bewegung kommen sollte. Sondern mir körperliche Betätigung hilft.
Ich hatte mein ganz persönliches Aha-Erlebnis zum Arbeitszeit und -ort, als ich meinen Mann beim Arbeiten beobachtet habe. Dies könnt ihr in hier nachlesen.
Finde Deine Struktur
Den Satz, den ich am häufigsten im Coworking Space gehört habe war „Ich brauche mal Struktur in meinem Tag.“ Viele hatten als Freelancer.innen die Möglichkeit ständig im Home Office zu arbeiten. Und sie haben nach einer gewissen Zeit gemerkt, dass ihnen etwas fehlt. Es gibt dann eben nicht mehr den Takt, dass alle jetzt einen Kaffee trinken oder gemeinsam essen gehen. Oder dass die ersten „Tschüß, bis morgen“ rufen und damit signalisieren, dass ein Arbeitstag zu Ende geht.
Wenn Du im Home Office arbeitest, musst Du für Dich selber eine solche Struktur schaffen, so dass Du rechtzeitig Pausen einlegst und an etwas zu Essen und zu Trinken denkst (ja, auch eine Kantine hast Du dann nicht und jedes Mal Essen kochen dauert länger…).
Finde Deine Rituale im Home Office
Auch Rituale spielen im Home Office eine wichtige Rolle. Was brauchst Du, um in Arbeitsstimmung zu kommen? Reicht es Dir Deinen Rechner aufzuklappen und dann kann es losgehen? Oder musst Du eine Tür hinter Dir schließen? Oder Dir vielleicht etwas besonders anziehen? Ich kannte mal jemanden, der hat auch zu Hause immer im Anzug gearbeitet. Weil das für ihn das Ritual war, dass es jetzt mit der Arbeit losgeht. Oder eine Kollegin, die immer in Bluse und Jogginghose gearbeitet hat damit sie beim den Videokonferenzen ordentlich aussah, aber es trotzdem gemütlich hatte und so den Home Office Tag mit dem für sie besten aus beiden Welten verbunden hat.
Und wenn Du zu Hause nicht alleine bist, helfen diese Rituale auch anderen zu signalisieren, dass jetzt Arbeitszeit für Dich ist. Ich habe mit meiner Familie vereinbart, dass wenn ich eine bestimmte Tür schließe, ich Konzentration brauche und nicht gestört werden möchte. So wissen alle Bescheid und können sich gut aufeinander einstellen.
Deine Kommunikationswege im Home Office
Im HHome Office ist es manchmal nicht nur herrlich still. Da ist es manchmal unheimlich still. Denn die vielen kleinen Dinge, die ich im Büro so nebenbei mitbekomme fallen weg. Manche Leute machen sogar bei Anrufen einen Unterschied. Ruft ihr Menschen, die im Home Office arbeitet genau so selbstverständlich an wie die Kollegin auf dem anderen Stockwerk? Schaut also mit eurem Team genau hin, ob sich etwas ändert wenn jemand oder vielleicht sogar alle vom Home Office aus arbeiten.
Respektiert auch, dass es unterschiedliche Erfahrungen mit verschiedenen Medien gibt. Wenn ich in einen Video-Call mit vielen Personen komme, ist es für mich selbstverständlich, dass ich das Mikro erstmal stumm schalte, um Nebengeräusche gering zu halten. Für andere ist es das vielleicht noch nicht.
Gerade neulich war ich in einem Call mit einem Team bei dem eine Kollegin und ich virtuell zugeschaltet waren und die anderen vor Ort gemeinsam saßen. Und dort wurde eine Naschitüte nebenbei herumgereicht. Leider direkt neben dem Mikrofon des Laptops fanden zwei die Auswahl besonders schwer und haben in der Tüte gewühlt. Das hat zu einem so lauten Knistern geführt, dass wir zwei virtuellen Teammitglieder das Gespräch nicht mehr verstanden haben. Ein kurzer freundlicher Hinweis darauf und wir waren wieder alle beisammen.
Ich habe über die Jahre das flexible Arbeiten sehr zu schätzen gelernt. Heute kann ich mir nur noch schwer vorstellen, dass es früher für mich selbstverständlich war fast 3 Stunden am Tag mit pendeln zu verbringen. Und ich genieße es, dass ich meinen Arbeitsort wählen kann, basierend auf dem was für mich als Einzelne und uns als Team gut funktioniert.
Dina Sierralta Espinoza hat von 2017 – 2021 als Beraterin im Team von smidig mitgearbeitet. Heute ist sie als Scrum Masterin bei Dataport tätig. Dina ist Mitautorin von „Daily Play. Agile Spiele für Coaches und Scrum Master.“